Dieses Projekt dient der Erzeugung einer empirisch ermittelten RGB-Farbpalette aus den 16 Farben des klassischen C64-Computersystems. Da es keine eindeutige Übertragung der C64-Farben auf heute gebräuchliche RGB-Farbwerte gibt, haben wir eine optisch angenäherte Farbpalette ermittelt und verbessern sie stetig weiter.
Beim Spielen in verschiedenen C64-Emulatoren auf unterschiedlichen Systemen und vor allem beim Betrachten von C64-Screenshots auf Webseiten fiel uns auf, dass es keine einheitliche Darstellung der 16 Farben des C64 auf aktuellen System gibt. In den Emulatoren kann man meist zwischen einer großen Anzahl von Farbtabellen à 16 Farben auswählen und zusätzlich oft noch die Farben weiter manipulieren (in VICE z.B. mit der PAL-Emulation). Die C64-Screenshots auf Webseiten muss der Betrachter allerdings so nehmen, wie sie der Autor abgespeichert hat.
(Hier fehlen noch Abbildung unterschiedlicher Farbtabellen oder Screenshots)
Die Farben des C64 wurden nicht als RGB-Werte definiert, sondern analog erzeugt und aufbereitet, daher gibt es keine direkte Umrechnung. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Farben des C64 heute möglichst originalgetreu darzustellen: Erstens auf dem Wege des optischen Vergleichs und zweitens über Erkenntnisse, wie die C64-Farben erzeugt werden.
Farben über optischen Vergleich
Alle existierenden Farbtabellen, bis auf die Pepto-Palette, auf die ich später noch zu sprechen komme, basieren auf dem Vergleich der C64-Farben auf einem TV (oder damals üblichen 14″-CRT-Monitor) und der Darstellung auf einem Zielsystem (meistens ein PC). Grundsätzlich nicht die dümmste Idee, allerdings weist sie mehrere Probleme auf:
1) Bei fast allen erzeugten Farbtabellen wurde jeweils nur eine einzige Rechnerkombination verwendet, Monitore weichen in Ihrer Farbdarstellung aber stark voneinander ab.
2) Das verwendete Zielsystem (z.B. Amiga mit Röhrenmonitor) entspricht in seiner Farbdarstellung oft nicht dem heutigen Stand, die ermittelten RGB-Farben wurden aber einfach übertragen.
3) Es gab meist nur einen Betrachter, der den Vergleich durchgeführt hat. Dieser hat evtl. aber Probleme, die Farben richtig zu treffen und es gibt kein Korrektiv.
4) Es wurden keine für diesen Zweck optimierten Testbilder verwendet, bei denen die Farben im Zusammenspiel mit anderen gezeigt werden, z.B. Farbverläufe oder Original-Artwork. So werden Helligkeiten und Farbübergänge nicht optimal getroffen.
5) Es wurden nur unzureichende Werkzeuge für die Einstellung der nachempfundenen Farben auf der Zielplattform verwendet, z. B. RGB-Farbregler in Grafikprogrammen.
Die so erzeugten Farben mögen bei dem Ersteller mehr oder weniger passen, solange er seine Hardware nicht verändert aber verbindlich für andere Systeme ist das natürlich nicht. Deshalb gibt es ja so viele unterschiedliche Farbtabellen, denn genau so sind sie entstanden.
Die Pepto Palette
Deshalb waren alle froh über Pepto Timmermanns gänzlich anderen Ansatz, die 16 Farben des C64 zu ermitteln: Nicht gucken, sondern messen und rechnen.
Stark gekürzte Vorgehensweise: Mit einem Oszilloskop die Helligkeit der Farben am Monitorausgang messen und die Werte in 256 Abstufungen (8 Bit) übertragen. Dann mit einem Vektorskope die Winkel des Chroma-Signals (U/V) messen. Die Farbwinkel sind durch 22,5° teilbar, U- und V-Koordinaten haben den gleichen Wert und die Farben weisen alle die gleiche Sättigung auf. Nun kennt man Y, U und V und kann sie in den RGB-Farbraum konvertieren, nur muss man herausfinden, welche Sättigung maximal möglich ist, ohne ungültige RGB-Farben zu bekommen. Da Braun die “Peak”-Farbe der C64-Palette ist (ihre Umrechnung zu RGB erzeugt als erstes einen negativen Blau-Wert), gibt sie den maximalen Sättigungsgrad vor. Erst nach den Umrechnungen zu RGB und allen Korrekturen/Manipulationen soll die Gamma-Korrektur erfolgen. Dafür muss man die ermittelten Farbwerte mit den PAL-Gamma-Werten und denen des Zielsystems verrechnen und auf 8 Bit strecken.
Eine etwas ausführlichere Übersetzung ins deutsche kann man in diesem Blog-Eintrag finden.
(hier kommen evtl. noch Beispielbilder hin)
Das Problem
Eigentlich könnte man jetzt sagen (und viele tun dies auch): Fertig, Problem gelöst! Jetzt habe ich aber das Problem, dass die so definierten Farben weder in den Emus (ohne Verwendung einer PAL/TV-Emulation) noch auf den Screenshots im Netz so aussehen, wie ich sie von meinen C64-Modellen zuhause kenne. Im Zusammenspiel der 16 Farben zueinander stimmen die Pepto-Farben besser als jede optisch erzeugte aber sie wirken insgesamt zu wenig gesättigt, zu schmutzig, zu dunkel. Die Original-Farben des C64 sind zwar nicht besonders brillant (rot und orange sind eher Brauntöne und das Gelb gleitet ins grau-grünliche ab) aber so extrem, wie die Pepto-Farben es zeigen, ist es nach meinem Augenschein nun auch wieder nicht. In Gesprächen mit anderen C64 Nutzern wurde meine Beobachtung bzgl. der zu blassen Farben bestätigt. Evtl. passiert im Monitor/TV mit den Farben etwas, dass Timmermann nicht mit in seine Berechnungen einbeziehen konnte, evtl. werden sie getweakt oder es wirkt sich das unterschiedliche Verhalten der drei Leuchtstoffschicht-Grundfarben im TV aus. Was kann man also tun?
Die Lösung
Wir haben mit den Pepto-Formeln viel herumgerechnet, andere Gamma-Korrekturen verwendet, die Sättigung erhöht etc. aber nie kamen wir zu einem Ergebnis, dass die Farben so aussehen ließ, wie ich es von meinen C64-Rechnern gewohnt war. Um festzustellen, ob nur ich ein Problem mit den Farben habe oder wie andere das wahrnehmen, haben ALeX und ich das Community Colors Projekt gestartet. Im Prinzip wollten wir den Farbabgleich so machen, wie es auch zuvor meist gemacht wurde (durch optischen Vergleich) aber ohne die genannten Nachteile. Diese Probleme werden durch 3 Maßnahmen vermieden:
1) Wir bekommen Farbvergleichen von unterschiedlichen Systemkombinationen und Betrachtern und mitteln die Werte statistisch aus. Die Farben eines zu dunklen Schirms werden durch die Farben eines zu hellen Schirm z. B. ausgeglichen. Dadurch sind wir sehr fehlertolerant.
2) Wir verwenden ein optimiertes Testbild mit vielen Anwendungsfällen der Farben: Sie stehen auf unterschiedlichen Hintergründen, es gibt Bilder, Verläufe, Graukeile und Flächen. Dadurch kann der Betrachter die Farben im Zusammenspiel sehen und die beiden Bilder besser in Einklang bringen.
3) Wir verwenden bessere Farbauswahlboxen, als sie die meisten Grafikprogramme bieten. So unterstützen wir den Betrachter, die von ihm gewünschte Farbe auch wirklich zu treffen.
Eine Kritik zu unserer Projekt-Idee möchte ich nicht unerwähnt lassen: Warum soll man eine weitere Farbpalette ermitteln, wenn man doch einfach die Pepto-Farben in der PAL-Emulation eines C64-Emulators tweaken kann? Dazu möchte ich folgendes erwidern: Erstens haben nicht alle C64-Emulatoren so eine PAL-Emulation, zweitens trauen sich die meisten gar nicht, die Farben zu verändern, da sie ja “aufwändig berechnet und optimal” sind und drittens gibt es eine Vielzahl von Anwendungen, wo man auf keine PAL-Emu zurückgreifen kann. Die Community Colors sind in erster Linie gedacht für Anwendungsfälle, wo man schnell und einfach eine möglichst passende Palette braucht: Bei C64-Screenshots auf Webseiten und auch bei Grafikkonvertern zum “matchen” der Farben.
Die Community-Farben werden ermittelt, indem ein Testbild auf dem C64 mit der Darstellung des gleichen Bildes in unserer Java-Anwendung auf einem PC (Windows/MacOS/Linux) verglichen wird. Die PC-Farben können im Java-Programm nach Augenschein per Regler angepasst werden, bis eine Übereinstimmung mit der C64-Darstellung gegeben ist. Danach kann diese optimierte Farbpalette zu unserem Server übertragen werden. Wir generieren dann aus allen übertragenen Farbwerten eine gemittelte Farbpalette, indem wir die Gammakorrektur des jeweils verwendeten Zielsystems heraus rechnen, alle Farben in den geräteunabhängigen LAB-Farbraum transferieren, dort geometrische Mettelwerte errechnen und in den standardisierten sRGB-Farbraum (inkl. Gamma-Anpassung) konvertieren.
Schon die ersten übertragenen und gemittelten Profile haben uns gezeigt, wie gut die empirisch erzeugte Farbpalette funktioniert. Die Abstufung der Farben und Helligkeiten zueinander sind genau so überzeugend, wie die der Pepto-Palette aber die Sättigung der meisten Farben ist höher, was die Grafiken einiges schöner und überzeugender macht. Wir meinen, die CoCo-Palette stellt einen überzeugenden Kompromiss zwischen Genauigkeit und Farbbrillanz dar und beweist damit ihre Existenzberechtigung.
(hier werden wir Beispielbilder einfügen)
Wir haben nun eine ausreichende Anzahl von Farbsätzen bekommen, um eine recht stabile Wahrnehmungs-Farbpalette zu erzeugen. Damit sie von allen interessierten Personen genutzt werden kann, z. B. um Screenshots für Webseiten zu generieren oder für die Farbumwandlung eines Grafikkonverters, stellen wir hier demnächst die Community Colors V1.0 hier zur Verfügung. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die an der Erstellung der Farbpalette beteiligt waren und uns Profile geschickt haben. Trotzdem möchten wir auch weiterhin darum bitten, uns Farbprofile zukommen zu lassen, damit wir diese in die CoCo-Farbpalette integrieren können. Denn besser geht immer.